Inmitten des Naturschutzgebietes liegt der Waldhügelsee. Im türkisblauen Wasser tummeln sich Erdkröten und Kammmolche.
Doch die Wissenschaft brachte es an den Tag! Danach zählt der Waldhügel heute in Sachen Artenvielfalt zu den Spitzenreitern in ganz Nordrhein Westfalen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass am Waldhügel allein 918 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen vorkommen. Damit liegt der Waldhügel mit nur einer Art hinter Bonn. Diese Ergebnisse erhielt man durch eine groß angelegte Studie, die in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde. Ganz NRW wurde in Raster eingeteilt, um die Pflanzen systematisch zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht. Für jede Pflanzenart findet man im Atlas eine Übersichtskarte mit den Fundpunkten. Federführend bei dieser Untersuchung war die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF).
Dieses natürliche Potential soll erhalten bleiben, so wünscht es sich der Förderverein Waldhügel. Die Waldhügellandschaft hat trotz vielfältiger Eingriffe weitgehend ihre Schönheit, Eigenart und Vielfalt bewahrt. So gilt der Waldhügel heute als Rückzugsgebiet für viele Pflanzen und Tiere. Auch vom Aussterben bedrohte Arten, die in den so genannten „Roten Listen“ geführt werden, konnten sich bis heute am Waldhügel halten. Allein 14 einheimische Orchideenarten sind am Waldhügel zu finden. Nicht zuletzt, weil im Gebiet noch „magere“ Standorte wie z. B. die Kalk-Rohböden in den Kalkgruben anzutreffen sind. Dadurch konnten Stickstoff genügsame Arten bis heute am Waldhügel überdauern. Diese Arten wurden woanders in der intensiv genutzten und überdüngten landwirtschaftlichen Feldflur verdrängt. Mit seinen südlich ausgerichteten Hängen gilt der Waldhügel als Wärmeinsel, so dass man sich über Blumen wundert, die eigentlich im Süden verbreitet sind.
Schon Brockhausen bedauerte, dass von dem Hochwald, der den Waldhügel zierte und auch seinen Name gab, nur noch Reste geblieben sind. Viele seltene Waldorchideen sind hier zu entdecken: Das Große Waldvögelchen findet hier auf den flachgründigen, trockenen Kalksteinböden optimale Lebensbedingungen. Es gilt als Kennart für den „Orchideen-Buchenwald“! Aber auch die Vogelnestwurz zählt zu den Besonderheiten, die das Gerangel um die lichten Plätze aufgegeben hat und ohne Blattgrün, unscheinbar braun, nur schwer zu entdecken ist. Sie lebt parasitär! Zwei Arten von Waldhyazinthen und gleich drei Arten aus der Gattung Stendelwurz machen den Waldhügel allein von den Orchideen so interessant, dass Leute von weit her anreisen, um diese Kostbarkeiten zu bewundern. Zum Arteninventar dieses Waldes finden wir im Krautgewirr weitere nicht unbedeutende Sippen, die das Herz höher schlagen lassen: Sanikel, Waldmeister, Aronstab, Behaartes Veilchen, Echte Schlüsselblume. Aber auch die Flora der Waldsäume und Hecken lässt aufhorchen. Allein 14 Wildrosenarten recken sich zum Licht und verzaubern den Hügel zur Blütezeit in ein Blütenmeer. Darunter die äußerst seltene Kleinblütige Rose, die bereits auf früheren „Roten Listen“ als ausgestorben bzw. verschollen geführt wurde. Sie wurde wieder entdeckt! Man hat sie am Waldhügel wohl übersehen. Der Förderverein Waldhügel hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Naturerbe kommenden Generationen zu erhalten und in seinem naturnahen Aussehen zu bewahren.
Die Wohlriechende Schlüsselblume gehört zum Arteninventar des Waldes.
Als Entwicklungsziel setzt sich der Förderverein für einen Buchenhochwald ein. Mit der Unterpflanzung von Schwarzkiefern mit Buchen und dem Fällen standortfremder Gehölze ist der Umbau des Waldes in Teilbereichen schon Realität. Zu begrüßen wäre es, wenn die Waldfläche am Waldhügel vergrößert würde.
Die Begleitflora unserer Äcker ist uns schon gar nicht mehr bekannt. Denn wer kennt noch den Gelben Günsel, der zwischen den Getreidehalmen wuchs, den Venuskamm, dessen weiße Blütenstände sich von dem dunklen Ackerboden abheben, den märchenhaft klingenden violetten Frauenspiegel oder den Feld-Rittersporn, der die Feldflur mit seinen Blüten violett färbte. Für diese Arten ist es eng geworden! Moderne Pflanzengifte halten den Acker rein, vernichten alles, was man nicht vermarkten kann. Nur die Kulturpflanze wird toleriert! Was bleibt dem Landwirt für eine Wahl? Er muss Gift spritzen, um hohe Erträge zu erzielen, damit er überleben kann. Dabei gäbe es mit dem Ackerrandstreifen-Programm durchaus ein Konzept, um die Vielfalt auf den Äcker zu erhalten, denn von den Unkräutern im Getreide leben wiederum viele Vögel. Ein schmaler Streifen am Ackerrand reicht bereits aus, um auch hier Vielfalt zu erhalten. Gepflügt und eingesät wird wie gewohnt, die Wildkräuter werden jedoch nicht mit Pflanzengiften bekämpft. Dort wo noch Samen im Boden schlummern, keimen sie auf, wachsen heran und kommen zur Blüte. Ertragseinbußen gleicht das Land aus, damit Naturschutz nicht auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen wird. Naturschutz geht alle an!
Der märchenhaft klingende Frauenspiegel wuchs früher häufig zwischen den Geteidehalmen.
Schon früh begann man am Waldhügel Holz zu schlagen. Als Brennholz, für den Bau von Häusern und Scheunen war Holz ein begehrter Rohstoff. Dort wo der Wald einmal aufgelichtet wurde, führte die Beweidung mit Ziegen und Schafen in der damaligen Waldhügel-Mark dazu, dass kein neuer Wald aufkommen konnte, da aufkeimendes Gehölz durch die Weidetiere verbissen wurde. Es entstanden waldfreie Triften, die der Biologe heute „Kalk-Halbtrockenrasen“ nennt. Es sind eigentümliche Wildrasen, die durchsetzt sind mit botanischen Raritäten wie Bienen-Ragwurz, Fransenenzian und Golddistel.
Will man diese Rasen mit ihren Licht liebenden Pflanzen erhalten, so muss man anknüpfen an alte Bewirtschaftungsformen des früheren Bauern. Denn Schafbeweidung ist unrentabel geworden! Genügsame Schafe müssen her! In einem mit der Stadt Rheine, der Landschaftsbehörde des Kreises und dem Förderverein Waldhügel abgestimmten Konzept werden die Trockenrasen heute mit Kamerunschafen und Burenziegen beweidet. Auch ein historischer Schafstall ist geplant, damit die Tiere vor Wind und Regen geschützt sind.
Die Bienenragwurz hat sich auf trockene Standorte eingestellt und wächst auf den Kalk-Halbtrockenrasen.
Genügsame Heidschnucken pflegen die Waldhügellandschaft.
In der Darbrooklandschaft grasen sie noch, die „Rotbunten“! Dennoch zeichnet sich ab, dass auch diese Kulturlandschaft mit ihren Kühen dem Ende zugeht. Somit teilt die Heide das gleiche Schicksal, wie auch das Grünland! Das Münsterland wurde durch die europäische Politik zur Schweinehochburg degradiert. Aber Schweine fressen kein Gras! So ist es nur verständlich, dass die Darbrook-Wiesen nach und nach umgebrochen werden. Fast überall verschwindet das Wiesen- und Weideland mit all den schönen Hecken, die noch an die „Münsterländische Parklandschaft“ erinnern. Und mit dem Verschwinden der Feuchtwiesen geht die typische Tier- und Pflanzenwelt dieses Lebensraumes zu Grunde. Zur Begleitflora der Wiesen und Weiden zählt das Wiesenschaumkraut, das der Aurorafalter als Wirtspflanze benötigt. Im Frühling waren diese Nasswiesen von der Kuckuckslichtnelke violett gefärbt. Aber auch edel geht die Wiesenwelt mit dem Breitblättrigen Knabenkraut oder dem Flachen Quellried zu Grunde. Denn wo soll in Zukunft die Nachtigall singen? Sie benötigt als Bruthabitat dichte Hecken, die von Bächen und Gräben begleitet werden. Auf Initiative des Fördervereins Waldhügel gelang es, eine dieser Traumlandschaften zu erwerben. Dieses Areal wurde vom Kreis Steinfurt angekauft, dient heute dem Naturschutz und wird extensiv beweidet. Hier soll die Natur geschützt werden! Auch mit der Anlage eines Laichgewässers für Amphibien verfolgt man dieses Ziel. Um die Eigentümlichkeit dieser schönen Landschaft zu erhalten, finanzierte der Förderverein Waldhügel viele landschaftsprägende Grünlandgatter.
Traumlandschaften vor der Haustür! Wiesen und Weiden sind unrentabel geworden und verschwinden vielerorts aus der Landschaft.
Geradezu eine Augenweide: Wiesenstorchschnabel.
Wer kennt ihn nicht, den König der Nacht! Mit einer Flügelspannweite bis zu 1,70m zählt der Uhu zu den größten Eulenvögeln. Mit seinen Ausmaßen würde man den Uhu eher mit einem Adler, als mit einer Eule assoziieren. Doch nur wenige Menschen haben diesen beeindruckenden Vogel in freier Natur zu Gesicht bekommen. Der Naturfreund, der sich noch in der späten Abenddämmerung am Waldhügel aufhält, kann die geheimnisvollen Rufe des Uhus hören und sich seiner Faszination kaum entziehen. Doch auch seine imposante, Respekt einflößende Erscheinung konnte den Uhu nicht davor bewahren, dass er bis in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts intensiv verfolgt wurde. Ihm wurde so massiv nachgestellt, dass die Populationen in vielen Gebieten Mitteleuropas vollständig ausgerottet waren. Der Förderverein Waldhügel freut sich, dass der Uhu dank gezielter Artenhilfsprogramme wieder am Waldhügel brütet. Durch Vorträge versucht der Verein, die Bürgerschaft zu sensibilisieren, damit die Naturschutzverordnungen beachtet werden und der Uhu ungestört und erfolgreich brüten kann.
Damit der negative Entwicklungstrend im Naturschutzgebiet gestoppt und Lebensräume in einen zumindest langfristig guten ökologischen Zustand überführt werden können, wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Rheine, der Unteren Landschaftsbehörde und dem Förderverein Waldhügel ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet. Aber es bleibt noch viel zu tun, um das einzigartige Naturerbe zu bewahren und qualitativ weiter aufzuwerten. Auch Sie sind eingeladen mitzumachen!